Rede von Richard Meier (1. Vorsitzender) zum 75. jährigen Jubiläum

In einer Broschüre, die der Verein anlässlich des Ereignisses „100 Jahre Luftfahrt in Lüneburg“ im Jahre 2011 rausgebracht hat, heißt es: Dir größte Motorflugveranstaltung vor dem ersten Weltkrieg war der erstmals ausgetragene deutsche Rundflug vom 11. Juni bis 10. Juli 1911. Über insgesamt 13 Etappen war eine Flugstrecke von 1854 km quer durch Deutschland geplant. Als Start und Zielort diente das Flugfeld Johannistal bei Berlin. Insgesamt hatten sich 15 Teilnehmer eingefunden. Sie wetteiferten um die Gesamtpreissumme von 495.664 Mark. Aufgrund einer Initiative des Hauptmanns von Stern wurde Lüneburg als ein Etappenziel in die Flugstrecke aufgenommen. 13 Tage nach Beginn des Wettbewerbs starteten am 23. Juni 1911 neun Piloten zur fünften Etappe. Die Strecke führte bei widrigen Witterungsbedingungen von Kiel aus über das Zwischenziel Lübeck nach Lüneburg. Laut der damaligen Presse strömte eine Völkerwanderung im Laufe des Tages auf das Gelände des Rennplatzes der Lüner Rennbahn. Die Massen warteten bis zum frühen Nachmittag, bis das erste Flugzeug am Himmel zu sehen war. Zur ersten Landung in Lüneburg spielte eine Dragoner Kapelle und blies an Willkommensgruß zu dem Beifall und raunenden Zuschauer. Insgesamt acht Piloten erreichten das Etappenziel Lüneburg an diesem Tage.

Soweit die Geschichte der Fliegerei in Lüneburg, die mehr als 100 Jahre alt ist. Vor 75 Jahren am 02.11.1950 fand die Gründungsversammlung des Luftsportvereins Lüneburg statt. Im Frühjahr 1951 wurde der Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Lüneburg unter der laufenden Nummer 487 eingetragen. Das war vor 75 Jahren. Der Verein kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Was sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Vereins zieht, ist der Kampf um die Sportstätte dieses gemeinnützigen Vereins, nämlich das Bemühen um den Erhalt des Flugplatzes, denn ohne Flugplatz kein Luftsport. Luftfahrt und die Fliegerei waren nach dem Kriege durch die Alliierten verboten. Gleichwohl träumten ehemalige Wehrmachtspiloten und junge Erwachsene, die während des zweiten Weltkrieges ihre Träume vom Fliegen nicht verwirklichen konnten, davon, wieder in die Luft zu kommen. Während der nach dem Krieg herrschenden Mangelwirtschaft wurde von dieser Gruppe auf Dachböden der erste Schulgleiter SG38 gebaut. Nachdem die Segelfliegerei 1950 durch die Alliierten wieder zugelassen wurde, nahmen die Mitglieder des neu gegründeten Luftsportvereins Lüneburg auf der historischen Fläche, der Lüner Rennbahn den Flugbetrieb wieder auf. Der ab 1935 während des Dritten Reiches gebaute Flugplatz für militärische Zwecke wurde zu dieser Zeit durch die englische Besatzungsmacht genutzt. Im Übrigen wurde von Lüneburg aus auch die Luftbrücke nach Berlin während der russischen Blockade geplant. Die Abmessungen dieses Flugplatzes waren gigantisch. Der Flugplatz reichte von der Dahlenburger Landstraße bis an die heutige Theodor Körner Kaserne heran. Als die Engländer die Nutzung aufgaben, wurde der Flugplatz dem Luftsportverein Lüneburg zur Verfügung gestellt. Der Flugplatz wurde Verkehrslandeplatz mit entsprechender Nutzungsmöglichkeit. Luftfahrtveranstaltungen des Vereins in den 60er Jahren lockten zehntausende von Besuchern an. Die Flugplatzfrage schien für den Verein gelöst zu werden zu sein.

1967 gründete sich der Feuerwehrflugdienst, der zunächst einmal mit gecharterten Flugzeugen agierte. 1973 bekam der Feuerwehrflugdienst sein eigenes Flugzeug und stationierte es auf dem Flugplatz in Lüneburg. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich aber auch die Hansestadt Lüneburg weiterentwickelt. Die Bebauung rückte näher an den Flugplatz heran. Die riesige Flugplatzfläche weckte Begehrlichkeiten für gewerbliche Nutzung und Bebauung.

Die Region Lüneburg war Zonenrandgebiet und für das Zonenrandgebiet gab es entsprechende Fördermöglichkeiten für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben und damit für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Der Elbe-Seitenkanal war im Bau. In der wirtschaftlich schwachen Region sollten Arbeitsplätze geschaffen werden. Aus dieser Zeit und in dieser Zeit siedelten sich große japanische Konzerne wie Panasonic und Matsushita in diesem Bereich des Flugplatzes an. Panasonic ist das einzige Unternehmen, das aus dieser Zeit überlebt hat. Diskussionen um die Verlegung des Platzes in den Billmer Strauch wurden entfacht.

Es wurde damit begonnen zu planen, im Billmer Strauch einen neuen Flugplatz in Nord-Südausrichtung zu bauen. Dieses Gelände war mit einer Kiefer-Monokultur bepflanzt und diese Kiefer-Monokulturen wurden angelegt, um irgendwann der Motorsäge zum Opfer zu fallen. Aber Kritiker bemängelten, dass dort ein Wasserschutzgebiet und Hügelgräber vorhanden seien, deren Bedeutung ungeklärt ist und dass es dort Waldameisen gäbe, die unter Naturschutz fallen auf keinen Fall und keines Falls vernichtet werden dürfte.

Aus dieser Kritik heraus hatte keiner der politisch Verantwortlichen den Mut, diese Maßnahme umzusetzen und deshalb entschied man sich, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und eine kleine Fläche mit Ostwestausrichtung entlang der Grenze zur Theodor Körner Kaserne als Flugplatz auszuweisen. Das ist dieses Gelände, das wir heute noch als Flugplatz nutzen.

Um diese Gewerbeansiedlung zu ermöglichen, musste der Verein alle auf dem großen Flugplatz befindlichen baulichen Anlagen innerhalb eines Jahres abbauen. Die Mitglieder mussten damals 1000 Mark Bargeld in die Vereinskasse einzahlen und 170 Stunden für den Verein arbeiten oder nicht geleistete Arbeitsstunden entschädigen.

Im Jahre 1990 wurde dann dieser Platz als Sonderlandeplatz mit eingeschränkten Startzahlen genehmigt. Der Luftsportverein hatte eine kleine, aber immerhin neue Heimat im Jahre 1990 gefunden.

Im Juli 2000 feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Aus Anlass dieses Jubiläums fand eine kleine Feierstunde statt, an der auch politisch tätige und politisch verantwortliche teilnahmen. Die Lüneburger Landeszeitung berichtete über diese Feierstunde am Sonntag den 1./2. Juli 2000 wie folgt: Mangel hätte Luxus bedeutet. Denn es gab nichts. So umriss Rolf Brand gestern die Anfänge des Luftsportvereins Lüneburg. Aus dem mehr als bescheidenen Start ist ein stolzer Club mit rund 100 Mitgliedern geworden worden. An diesem Wochenende feiert der Verein sein 50-jähriges Bestehen. Gestern Nachmittag kamen offizielle Gäste zum Gratulieren und Loben ins Vereinsheim Graf Zeppelin. Bürgermeister Uwe Inselmann sagte, was hier in Eigenleistung aufgebaut wurde, ist bewundernswert. Die Flieger freute besonders der Satz: „Wir halten den Flugplatz für die Infrastruktur der Stadt für unverzichtbar“. Wie Inselmann lobte auch Landrat Fietz den Feuerwehrflugdienst, der aus der Luft Brände in Wäldern und auf Feldern aufspürt. Vereinsmitglieder beteiligen sich an dem Dienst. Fietz: „Unglaublich, was da im Ehrenamt geleistet wird. Flugplatz und Verein bieten der Region ein gutes Stück Lebensqualität“. Soweit die Lüneburger Landeszeitung im Jahre 2000.

Im Jahre 1990 gelang es mit der Stadt Lüneburg ein Betreibervertrag für dieses Flugplatzgelände für einen Zeitraum von 25 Jahren, also bis 2015 zu schließen.

Dieser Vertrag beinhaltete Regelungen, die für den Verein Rechte, aber auch Pflichten auslösten. Keinesfalls kann man feststellen, dass der Verein 25 Jahre diese Fläche kostenlos nutzte. Es wurde seitens der Verantwortlichen der Stadt die Notwendigkeit gesehen, den Flugplatz als öffentliche Verkehrseinrichtung zu erhalten. Als Gegenleistung dafür, dass der Verein diese öffentliche Verkehrseinrichtung für die Stadt kostenneutral betreibt, durften die Mitglieder des Vereins diese Flächen für ihre sportlichen Zwecke nutzen. Ab jetzt fühlte man sich sicher und keinesfalls in der Existenz bedroht. Aber wenn es dem Esel zu gut geht, dann geht er auf Eis.

Fortan beschäftigte sich der Verein mit sich selber ohne viel Außenwirkung. Die üblichen Vereinsquerelen bestimmten das Flugplatzgeschäft. Der große Weckruf kam 2013/2014.

Der uns bis dahin wohlgesonnene Oberbürgermeister verkündete, dass der Flugplatz und damit der Verein nicht mehr benötigt werde und das nachdem er einige Jahre zuvor die Notwendigkeit sah, den Flugplatz mit Fördermitteln der EU durch eine Asphaltbahn, die nach Osten verlängert werden sollte, zu ertüchtigen. Diese Seifenblase war zerplatzt. Fortan wurde die Notwendigkeit gesehen, den Flugplatz als Gewerbefläche zu nutzen. Der intensiven Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Intervention des Vorstandes ist es geschuldet, dass die Stadt Lüneburg mit dem Verein einen Vertrag für weitere 5 Jahre Nutzung als Flugplatz schloss, verbunden mit dem Wehrmutstropfen, dass der Verein ab 2015 jährlich 15.000 € Pacht an die Stadt zahlen muss. 2020 sollte dann Schluss sein.

Es war ab 2020 mit der Stadt kein Dialog darüber herbeizuführen, Möglichkeiten zu finden, diesen Flugplatz für den Luftsportverein Lüneburg als Sportstätte weiterhin zu erhalten. Es fanden diverse Gespräche mit den Fraktionen und mit der Stadtverwaltung, insbesondere mit dem Oberbürgermeister statt, was letztendlich dazu führte, dass in Ermangelung eines Kompromisses der Luftsportverein Lüneburg gegen diese Entscheidung opponierte. Der Luftsportverein hat mit einem Riesenaufwand ein Bürgerbegehren angezeigt und die erforderlichen Unterschriften gesammelt, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen. Dieser Bürgerentscheid hat eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für den Luftsport und für den Verein aufgezeigt. An der Abstimmung haben sich 37% der Wähler der Hansestadt Lüneburg beteiligt, von denen 82% für den Erhalt des Flugplatzes gestimmt haben, woraus sich die Verpflichtung für die Stadt ergab einen weiteren Nutzungsvertrag für weitere 15 Jahre mit dem Verein für das vom Verein genutzte Gelände abzuschließen.

Dieser Vertragsabschluss ist erfolgt mit einem Ergebnis, dass für den Verein letztendlich nicht befriedigend, aber immerhin noch akzeptabel ist. Aus dieser Entwicklung ist aber auch klar die Notwendigkeit abzusehen, dass der Verein für den Erhalt des Flugplatzes weiterhin ganz entschieden eintreten muss. Der Erhalt Flugplatzes war eine zentrale Aufgabe vergangener Vorstände, wird eine zentrale Aufgabe dieses Vorstandes und auch weiterer und künftiger Vorstände sein. Durch den Bürgerentscheid haben wir einen Nutzungsvertrag für 15 Jahre mit der Stadt geschlossen von einem bereits 5 Jahre ins Land gegangen sind.

Der Vorstand hat sich schon mit dieser Frage beschäftigt. Und wir sind entschlossen nach der nächsten Kommunalwahl im Jahre 2026 mit den Verantwortlichen der Stadt darüber ins Gespräch zu kommen, wie dieser Flugplatz weiterentwickelt oder zumindest erhalten werden kann. Ich hoffe, dass es gelingen wird einen vernünftigen Kompromiss mit der Stadt dafür zu finden, den Flugplatz und damit den Luftsport in Lüneburg zu erhalten.